Vorsicht Falle – Toxische Berater und Coaches im Internet

Vorsicht Falle – Toxische Berater und Coaches im Internet

Das Internet ist voller Angebote rund um die Themen toxische Beziehungen, „narzisstischer Missbrauch“ oder „Wie trenne ich mich von einer Borderlinerin“? Nun gibt es gerade in der Coachingszene viele Typen und Typinnen, die sich mit ungeschützten Begriffen schmücken und vorgeben, eine Lösung für die Probleme ihrer Klienten zu haben. Oftmals jedoch zeigt sich dann, dass das Angebot recht unseriös ist. Toxische Berater gibt es leider wie Sand am Meer. Sie stülpen den Klienten ihre eigene Meinung auf, informieren relativ einseitig und halten ihre Kunden relativ lange in der Opferrolle.

Ich möchte in diesem Artikel einerseits darauf hinweisen, dass es so etwas gibt, dir einen Überblick geben woran du einen guten, seriösen Berater oder Coach erkennst und gleichzeitig informieren über die unterschiedlichen Begriffe, die im Netz umherschwirren.

Toxische Berater - woran du sie erkennst
Coaches die ihren eigenen Narzissmus ausleben, gibt es leider viel zu oft

Was ist Coaching überhaupt?

Der Begriff Coaching ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Beratungsmethoden, die drei Grundtypen sind Einzel-, Team- und Projektcoaching. Ebenso wie in der psychologischen/psychosozialen Beratung wird dabei die Entwicklung eigener Lösungen begleitet und gefördert. Der Coach wirkt dabei als neutraler, kritischer Gesprächspartner und verwendet unterschiedliche Methoden aus dem ganzen Spektrum der Persönlichkeitsentwicklung.

Anders als in der psychologischen/psychosozialen Beratung, in der es lediglich um die Entwicklung eigener Lösungen geht, geht Coaching darüber hinaus. Coaching unterstützt den Klienten dabei seine Lösungen auch im Alltag gezielt umzusetzen. Es hat also immer einen personalen Aspekt.

Beim Coaching dreht es sich als nicht um die Beantwortung der Frage „Was man tun kann“, um seine Situation zu verbessern, sondern auch darum zu erkennen, welche eigenen Anteile bei dem Problem eine Rolle spielen. Beim Coaching geht es weniger um die Frage nach dem Warum. Vielmehr wird das Wozu/Wofür durchleuchtet.

Coaching kommt ursprünglich aus dem Hochleistungssport

Der Begriff Coach wurde bereits im 19. Jahrhundert an Universitäten im angloamerikanischen Raum für Menschen verwendet, welche Studenten auf ihre Prüfungen vorbereitet haben. So richtig bekannt wurde der Begriff „Coaching“ jedoch erst durch seine Bedeutung im Hochleistungssport. Insbesondere American Football wird mit dem Begriff „Coach“ in Verbindung gebracht.

In den 70 er Jahren dann, wurde das Coaching aus dem Sportbereich in den Managementbereich transferiert. Vorgesetzte wurden darin geschult ihre Mitarbeiter entwicklungsorientiert zu führen. Die Intention war es, den Aspekt der empathischen Wegbegleitung zu veranschaulichen. Es wurde erkannt, dass Menschen motivierter ihrer Tätigkeiten nachgehen, und bereit sind sich zu verändern, wenn man sich für ihre Bedürfnisse interessiert und diese zielgerichtet fördert.

Coaching ist ein geplanter Prozess und erstreckt sich über mehrere Sitzungen und kann manchmal auch Monate oder Jahre dauern.

Der altebekannte Coach im American Football

Beispiele für Bereiche, in denen Coaching zur Anwendung kommt

  • Finanzen
  • Ernährung
  • Fitness
  • Beruf und Karriere
  • Business und Management

Woran erkenne ich einen guten Coach?

Erstmal muss gesagt werden, dass es nicht „den guten oder den schlechten Coach“ gibt, zumal der Begriff nicht geschützt ist. Wichtig ist, dass der Coachee (Klient) sich gut beraten und begleitet fühlt. Die Chemie also ist die halbe Miete.

Darüber hinaus verfügt der Coach über eine gewisse Expertise, sprich ein Fachwissen, welches bestenfalls über eigene Erfahrungen hinaus geht. Das heißt der Coach hat einige Aus- und Fortbildungen besucht, gehört ggf. einem Fachverband an und lässt sich supervidieren. (Wobei auch die Zugehörigkeit zu einem Verband nicht viel über die Qualität des Coaches aussagt).

Bestenfalls hat er mit den Methoden, die er gelernt hat und anwendet, selbst eigene Themen gelöst und auch mit anderen Menschen bereits Lösungen erarbeitet. Das heißt er weiß wovon spricht und beherrscht seine Tools und weiß wie er diese anzuwenden hat.

Merkmale, die einen guten Coach ausmachen im Überblick:

  • Ist ein guter Zuhörer und fragt bei Unklarheiten nach
  • kennt seine Grenzen
  • verhält sich gegenüber seinem Klienten kongruent
  • hat eine wertfreie und offene Grundhaltung gegenüber seinen Klienten
  • geht nicht davon aus, die Lösung zu kennen
  • verfügt über ein breitgefächertes Fachwissen
  • Er stellt keine Diagnosen, er äußert höchstens den Verdacht darauf und verweist an entsprechend Psychotherapeuten oder Psychiater
  • gibt kein Heilversprechen ab
Ein guter Coach hört gewissenhaft zu und schließt keine voreiligen Schlüsse

Beratung und Coaching für Menschen in toxischen Beziehungen /Opfer von Narzissten

Wie bereits in mehreren Artikeln erwähnt und von der Wissenschaft bestätigt, hat jeder Mensch narzisstische Züge. Das Spektrum von gesund zu krankhaft ist breitgefächert. Die Übergänge sind fließend. Begrifflichkeiten wie „Ghosting„, „Lovebombing„, oder „Gaslighting“ allein dem narzisstischen Persönlichkeitsstil zuzuordnen ist schlichtweg falsch und wird von anerkannten Psychiatern als Masche bezeichnet um Kunden zu gewinnen. Mit Coaching hat das relativ wenig zu tun. Es hilft den Klienten auch nicht wirklich, eigene Anteile zu finden.

Man versucht da, eine unglaubliche Vielschicht an individuellen Problemen mit einem Begriff auf einen Nenner zu bringen.

Professor Claas Hinrich Lammers, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Aktuell schwappt es im Netz über. Bei Amazon gibt es ca. 1500 Bücher zum Thema Narzissmus. Rund 1000 davon, sind von Menschen, die sich als Überlebende bezeichnen. Mit Sicherheit haben die Betroffenen leidvolle Erfahrungen gemacht. Einige erlitten schlimmste Qualen, bei Trennungen, Vernachlässigungen oder massiven Entwertungen.

Jedoch ist jede Erfahrung für sich genommen einzigartig und individuell – da dann immer gleich auf Narzissmus zu schließen, lässt erahnen dass die eigene Meinung vermutlich eine größere Rolle spielt, als das Anliegen des Klienten. Toxische Berater grenzen sich oft nicht ab.

Empathie vs. “ich weiß genau was du fühlst”

Ein guter Berater ist ein empathischer und vor allem zugewandter Zuhörer. Das heißt, er kann mit seinen Klienten wertneutral arbeiten und sich auf deren Erlebniswelt (Gedankengänge und Gefühle) einlassen. Ein guter Coach fühlt mit, grenzt sich aber auch gleichzeitig von den Problemen seiner Klienten ab, selbst wenn er Ähnliches selbst durchlebt hat. Er vergewissert sich ggf. durch Fragen den Coachee richtig verstanden zu haben – um Interpretationen zu vermeiden.

Ein guter Coach kennt die Lösung nicht, stellt also keine voreiligen Thesen auf und stellt sich auch nicht über seinen Klienten, indem er behauptet, genau zu wissen, was in seinem Gegenüber vorgeht und er jetzt die ultimative Lösung kennt. Das heißt, er sagt nicht: „Ich weiß genau was du fühlst“! Im Gegensatz zu einem toxischen Aufklärer, der seine Aussagen auch noch mit überhöhten Empathiewerten begründet.

Er bleibt mit der ganzen Aufmerksamkeit bei seinem Gegenüber und lenkt nicht ab oder erzählt von sich. Der Klient bleibt im Mittelpunkt des Geschehens. Und auch wenn der Coach eine andere Meinung hat, begleitet er seinen Klienten auf seinem Weg.

Aktives und zugewandtes Zuhören ist unerlässlich für einen guten Coach

Der sogenannte toxische Berater / Aufklärer

Ein guter Berater ist offen für alles, was kommt. Er stellt keine Diagnosen und auch keine Ferndiagnosen. Im Internet dagegen tummeln sich sogenannte Aufklärer, Narzologen oder Überlebende, die nun aus eigener Erfahrung berichten und anderen Menschen helfen wollen, wie sie schreiben. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, andere zu diskreditieren, die anderer Meinung sind.

Ein toxischer Berater agiert nicht wertfrei oder wertschätzend – was aber eine wichtige Grundhaltung ist für einen guten Berater. Ein toxischer Aufklärer verbreitet im Grunde genommen nur seine Sicht der Dinge, während er andere Sichtweisen entwertet.

„Narzissmus als Erklärung passt immer und entlastet, denn der oder die andere ist dann böse und schuldig.“

Zeit – Online

Ein toxischer Berater oder Narzologe behauptet stets im Recht zu sein und genau zu wissen woran er nun einen Narzissten erkennt. Mal sind es 6 Anzeichen, ein anderermal sind es 10 Merkmale, die angeblich darauf hinweisen, dass man es mit einem Narzissten zu tun hat. Narzissmus als Erklärung passt immer und entlastet, denn der oder die andere ist schuldig. (Original Zitat aus folgendem Artikel: Was haben Putin, Trump und der toxische Ex-Freund gemeinsam?)

Frei von narzisstischen Verhaltensweisen – geht das überhaupt?

Gleichzeitig bezeichnet sich ein toxischer Berater selbst, als einen edlen Ritter oder Überlebenden, der vollkommen frei ist von narzisstischen Verhaltensweisen, selbst wenn dieses Bild, was er damit von sich zeigt, vermutlich genauso toxisch ist. Darüber hinaus muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Aufklärung wenig mit Coaching bzw. Beratung zu tun hat. Toxische Berater verleugnen dies, denn in ihrer Welt gibt es nur eine Wahrheit: Ihre Eigene!

Ein guter Berater reflektiert sich selbst und kennt bestenfalls seine eigenen Schatten, an denen er weiter arbeitet. Ein guter Coach hat nicht ständig für jegliches probematische Verhalten eine Erklärung parat, die mit einer Ferndiagnose begründet wird. Ein guter Coach steht dazu, wenn er sich irrt und sucht die Schuld dafür nicht im Außen. Toxische Berater reflektieren sich zwar auch, aber eben

Zumal bekannt ist, dass wir alle narzisstische Verhaltensweisen an Tag legen und dies bis zu einem gewissen Grad gesund ist.

Mit Narzissmus lässt sich eben gutes Geld verdienen

Immer mehr Menschen suchen Rat und Hilfe, weil sie bemerken, dass in ihrem Leben oder ihren Beziehungen etwas unrund läuft. Seit der Wahl von Donald Trump schwappt der Narzissmus- Trend auch nach Europa. Aufeinmal wurden Partner, Arbeitskollegen, Manager oder Prominente Menschen bezichtigt narzisstisch zu sein oder an einer Borderline-Störung zu leiden. Ich persönlich empfand dies immer als voreilig und teilweise unfair.

Ich habe in meinen Beziehungen früher niemals eine psychische Erkrankung befürchtet, sondern meistens, dass die Luft eher raus war. Mir war aber auch klar, dass es viele Menschen gibt, die einen eher schwach ausgeprägten Selbstwert haben.

Nachdem für mich klar war, was Narzissmus bedeutet, wurde mir auch bewusst, weswegen die inflationäre Verwendung dieses Begriffes so beliebt ist. Mit Narzissmus lässt sich eben gutes Geld verdienen. Dass es in Wahrheit um etwas anderes geht, habe ich später am eigenen Leib erfahren müssen.

Mit Narzissmus im Coaching lässt sich prima Geld verdienen

Toxische Berater: Anzeichen und Hinweise von problematischem Verhalten

Ich bin der festen Überzeugung, dass es keine bösen oder schlechten Menschen gibt, und dass es für alles einen guten Grund gibt. Jedoch sind die Gründe für gezeigtes Verhalten, lediglich eine Erklärung dafür – und keine Entschuldigung, sofern Schaden angerichtet wurde.

Ich glaube also, dass die meisten Berater oder Coaches wirklich eine positive Absicht haben, wenn sie anderen helfen wollen. Jedoch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Gut gemeint nicht das gleiche ist, wie gut gemacht. Problematisch wird es jedoch, wenn ein Berater oder Coach seinem Klienten die Schuld gibt, wenn ein Prozess nicht von Erfolg gekrönt ist oder sich dieser auf eine Übung/ Intervention nicht einlassen konnte.

Ein toxischer Berater denkt: Nur Ich hab recht!

Es macht mich zutiefst traurig, wenn Klienten beleidigt oder weggeschickt werden, wenn sie mit ihrem Partner, einem vermeintlichen Narzissten zusammen bleiben wollen und der Coach/toxische Aufklärer, sie dazu drängt, nur auf ihn zu hören. Auch in meiner Arbeit begegne ich Menschen, die von Coaches freundlich begrüßt wurden und nachdem sie anderer Meinung waren, abgewertet wurden.

Schlimm ist es ebenso für mich zu beobachten, dass Menschen, die sich nicht persönlich kennen und vermutlich nie begegnet sind, aufgrund verschiedener Meinungen zu diesem Thema sehr giftig bekämpfen. Vor allem in den sozialen Medien, insbesondere bei Instagram, Facebook oder bei Youtube zeigt sich der problematische Umgang mit dem Terminus Narzissmus im Coaching.

Ein toxischer Berater zeigt Co-Abhängiges bzw. narzisstisches Verhalten

Co-Abhängigkeit und Narzissmus im Coaching ist nichts, was nur auf Klientenseite zu finden ist. Auch Coaches und Therapeuten verhalten sich hin und wieder co-abhängig oder toxisch. Dabei ist nochmal zu betonen, dass sich die Verwendung der Worte nur auf das Verhalten bezieht und nicht auf den ganzen Menschen.

Wir alle haben mit Menschen zu tun. Und hin und wieder passieren Fehler. Manchmal findet man seinen Klienten vielleicht auch zu sympathisch. Das ist menschlich und darf passieren. Nur dann wäre es auch fair, entsprechende Grenzen zu ziehen. Solange eine Abhängigkeit im Sinne einer Arbeitsbeziehung besteht, gillt auch hier die Abstinenzregel. Ein Coach darf seinen Coachee nicht benutzen um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Leider passiert das immer wieder.

Das Agieren eigener Themen von Seiten des Coaches

Es gibt vor allem Coaches, die in erster Linie sich selbst im Zentrum des Prozesses sehen. Sie haben schließlich überlebt und wissen aus erster Hand, was zu tun ist. Sie übertragen ständig eigene Themen auf den Klienten. Sie grenzen sich nicht ab. Und handeln teilweise übergriffig.

Manche Coaches sind ebenfalls wenig authentisch. In ihrem Privatleben führen sie toxische Beziehungen, während sie beruflich anderen helfen wollen, aus toxischen Beziehungen zu entkommen. Sie leben ihren Mutter- Theresa- Narzissmus wunderbar aus.

Die Rolle von Selbsthilfegruppen in diesem Zusammenhang

Auch in Selbsthilfegruppen sitzen teilweise Coaches und erzählen ihren Mitgliedern in erster Linie von sich und über sich, statt denen einen Raum zu geben, sich zu öffnen und zu zeigen.

Viele Selbsthilfegruppen zum Thema Narzissmus und narzisstischer Missbrauch, verkommen zu Jammergruppen, in denen sich eben nur über das Verhalten anderer ausgekotzt wird, statt sich den eigenen Anteilen zu widmen.

Aus diesem Grund habe ich es aufgegeben solche Gruppen zu gründen, da es meistens auf das selbe hinaus läuft. „Der andere ist ein Narzisst, deswegen war die Beziehung fürn Arsch“. Ein konstruktiver Umgang zu diesem Thema war kaum möglich. War man anderer Meinung, galt man gleich selbst als Narzisst.

Besser organisiert ist da Coda- deutschland. Die arbeiten mit dem 12 Schritte Programm der anonymen Alkohliker. Deren Ziel ist es Menschen dabei zu unterstützen, gesunde Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten – was im Grunde genommen durch ein Coaching ebenso erreicht werden soll.

Wenn dir eine Selbsthilfegruppe nicht reicht und du überprüfen willst, ob ich ein guter Coach bin und nicht bloß ein toxischer Aufklärer, dann sprech mich gerne an und wir vereinbaren einen Termin.

© Daniel Brodersen

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