Self-Gaslighting: Die 5 natürlichen Feinde im Kopf

Self-Gaslighting: Die 5 natürlichen Feinde im Kopf

Du hast hin und wieder das Gefühl, du seist überempfindlich? Vielleicht neigst du auch in bestimmten Situationen zu Übertreibungen. Schluckst du gar deine Gefühle herunter, weil du Angst hast, dass du dir gewisse Situationen nur einbildest? HALT STOP: Es könnte sein, dass du Self-Gaslighting betreibst. Das ist als wenn man sich selbst manipuliert / sabotiert. Grund dafür sind die 5 natürlichen Feinde im Kopf eines jeden Menschen. Um welche Feinde es da geht und wie du mit Ihnen umgehen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Self- Gaslighter fürchten sich vor ihren eigenen Gedanken
Self- Gaslighter fürchten sich vor ihren eigenen Gedanken

Was ist Gaslighting?

Mit dem Begriff Gaslighting bezeichnen wir üblicherweise den psychischen / emotionalen Missbrauch, den eine andere Person (insbesondere Narzissten und Psychopathen) an uns begeht um uns Glauben zu machen, unsere Wahrnehmung sei gestört. Der Begriff Gaslight geht auf das Theaterstück des britischen Schriftsteller Patrick Hamilton zurück, in dem ein Mann seine Frau absichtlich versucht in die Irre zu führen.

In unserem Sprachgebrauch hat Gaslighting insbesondere als Manipulationstechnik des Narzissten Einzug gefunden. Demzufolge betreiben häufig Narzissten und Psychopathen Schuldumkehr, das heißt, sie drehen einem das Wort im Munde um oder verzerren Zusammenhänge. Gleichzeitig unterstellen sie uns, verantwortlich dafür zu sein oder uns das nur einzubilden.

Gaslighting vs. Self-Gaslighting

In vielen Fällen jedoch geschieht diese Form der Manipulation unbewusst. Das heißt ähnlich wie ein Narzisst unbewusst narzisstisch ist (Wenn man die NPS – als Traumaüberlebensstrategie bezeichnet) ist Gaslighting eine Form des Missbrauchs, welche ebenso häufig unbewusst geschieht. Meistens ist Gaslighting sogar ein Schutzmechanismus.

Leider hat dieser für Opfer leider verherrende Folgen. Damit will ich sagen, dass ein Gaslighter zwar häufig unbewusst Schaden anrichtet, dies aber keine Entschuldigung für sein Verhalten darstellen soll. Ich will damit diese Form des Missbrauchs, also keinesfalls verharmlosen. Denn die Auswirkungen sind häufig fatal.

Gaslighting sind auch Schutzstrategien

Siegmund Freud beschrieb die Abwehrmechanismen der Psyche. Viele dieser Automatismen lassen sich auch auf das Gaslighting übertragen. Gaslighting ist also auch häufig ein Schutzmechanismus um sich selbst besser zu fühlen, z.B. wenn jemand von seiner eigenen Meinung so sehr überzeugt ist, dass er andere dazu bringen will, diese Ansicht zu übernehmen oder an der eigenen zu zweifeln.

Deshalb kann es theoretisch auch passieren, dass wir selbst unbemerkt zu Gaslightenden werden – sogar in der Beziehung zu uns selbst, was also dazu führt, dass wir uns über diesen Mechanismus, selbst dazu bringen an Dinge zu glauben, die gar nicht stimmen – was ebenso ein schlechtes Gefühl zur Folge hat. Es sind also auch teilweise Glaubenssätze oder Überzeugungen – mehr noch innere Verbote oder innere Stimmen, die einem bestimmte Dinge einreden.

Self- Gaslighting
Self- Gaslighting- der natürliche Feind im Kopf

Self-Gaslighting: Die 5 natürlichen Feinde in deinem Kopf

Der Stuttgarter Psychologe Matthias Hammer bezeichnete diese Stimmen in seinem Buch „Der Feind in meinem Kopf“ als Anteile. Auch Friedemann Schulz geht in seinem inneren Team auf diese Self-Gaslighter ein. Die 5 bekanntesten möchte ich kurz erläutern.

Der innere Kritiker

Diesen Anteil erkennen wir in erster Linie daran, dass er uns bewertet. Nichts, was wir tun, scheint diesem Anteil gut genug. Er wertet uns ab und redet uns ein, nicht wertvoll zu sein. Gleichzeitig führt dieser Anteil eine Art Statistik über jeden Fehler, den wir begangen haben und reibt uns diese ständig unter die Nase. Dieser Anteil hindert uns daran neugierig und offen mit uns selbst umzugehen. Vielleicht hast du auch schonmal von anderen gehört, dass du zu selbstkritisch mit dir selbst umgehst und dass du im Großen und Ganzen gut bist und du es ruhig annehmen kannst, wenn man dich lobt.

Der innere Antreiber

Menschen die ständig unter Strom stehen, sind oft sehr stark gefährdet an dem Burnout- Syndrom zu erkranken. Häufig steckt dahinter ein gewisser Perfektionismus. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass einem eingeredet wird, dass es niemals ausreicht wie man ist, und dass nur die besten Leistungen im Job, in der Kindeserziehung oder im Haushalt zum Erfolg führen. Menschen die einen sehr stark ausgeprägten inneren Antrieb haben, haben oft das Gefühl bzw. die Angst, dass Sie niemals die Anerkennung, das Geld oder die Liebe zu bekommen, die sie brauchen. Oft unterdrücken viele Menschen ihre eigentlichen Bedürfnisse, mehr noch übersehen sie diese und brechen dann irgendwann zusammen.

Der innere Vermeider

Menschen die einen stark ausgeprägten Vermeider in sich tragen, sind der Überzeugung, dass überall Gefahren lauern. Dieser Anteil sorgt dafür, dass wir uns oft zu wenig zutrauen oder vor Situationen weglaufen, die eigentlich gar keine Gefahr darstellen. Zu einem gewissen Grad ist es gut, vorsichtig zu sein – aber der innere Vermeider neigt zu extremer Übervorsicht. Leider bemerken viele Menschen nicht, dass dieser Anteil somit auch der größte Selbstsaboteur ist, wenn es darum geht neue Erfahrungen zu machen. Wie gesagt – es könnte ja gefährlich werden. Denn je mehr wir vermeiden, desto mehr schlechte Gefühle und Gedanken erleben wir.

Der innere Katastrophisierer

Der Katastrophisierer macht sich vor allem durch extreme Bewertungen bemerkbar. Er dramatisiert förmlich alles und gibt einem das Gefühl es nicht aushalten zu können, was gerade passiert. Es ist ganz Schlimm was passiert. Und vor allem betrifft das oft nur ganz banale Missgeschicke, die uns passieren, die dann ganz groß aufgebauscht werden. Das ist wie die Mücke, aus der plötzlich ein Elefant wird. Menschen die dazu zeigen, zu katastrophisieren, neigen dabei häufig zu den Gedanken, ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, ohnmächtig zu sein oder in ihrer Wahrnehmung beeinträchtigt.

Der Harmoniesüchtige

Dieser Anteil in uns hat eine tiefgreifende Sehnsucht nach Anerkennung und große Angst vor Ablehnung. Extrem harmoniesüchtige Menschen streben nach Frieden in allen Beziehungen. Man bezeichnet diese Menschen auch als People Pleaser, die ihre eigenen Grenzen verschieben, nur um es anderen Menschen recht zu machen. Auch fällt es diesen Menschen sehr schwer NEIN zu sagen und klare Grenzen zu setzen, weswegen sie oft die Meinung anderer übernehmen, ohne es zu wollen. Harmoniesüchtige Menschen lassen sich oft und gerne ausnutzen und bleiben oft und gern in toxischen Beziehungen und versuchen den anderen zu retten. Sie leiden auch an dem Helfersyndrom.

Diese 5 Anteile sind mitverantwortlich für die folgenden Anzeichen, dass du Self-Gaslighting betreibst. Also dass du dich selbst bestrafst, dir selbst die schuld gibst oder Dinge glaubst, die eigentlich gar nicht wahr sind.

4 Anzeichen für Self- Gaslighting

Du Misstraust dir selbst und deiner Wahrnehmung oder glaubst dass du dir gewisse Dinge nur einbildest

Hin und wieder kann es durchaus gesund sein, die Dinge die einen um geben zu hinterfragen. Jedoch sind andauernde Selbstzweifel einerseits ein Zeichen von Introjektion (das heißt Übernahme von Glaubenssätzen und Verhaltensmustern unserer Eltern), andererseits führen diese auch zu Depressionen oder Angststörungen. Gleichzeitig sind diese Selbstzweifel ein Ausdruck von Selbstsabotage. Der innere Kritiker misstraut den eigenen Leistungen. Was wir jedoch brauchen, ist ein grundlegendes Vertrauen in unsere Wahrnehmung sowie unsere Intuition um uns sicher und frei zu fühlen. Um dies zu stärken, kann es hilfreich sein, sich Standards zu setzen, an die man sich hält und gleichzeitig Verantwortung zu übernehmen, für die eigenen Entscheidungen, die man trifft.

Du hälst dich selbst für überempfindlich oder übersensibel

Oft nehmen wir etwas wahr und gehen davon aus, dass es wahr ist, auch wenn es sich unserem Empfinden nach nicht gut anfühlt. Statt aber darauf einzugehen und den inneren Dialog zu führen, reden wir uns ein, zu empfindlich oder zu sensibel zu sein. Auch kommt es vor, dass wir völlig aus der Haut fahren, weil uns alles zuviel ist. Statt sich selbst mit Verstäöndnis zu begegnen, glauben wir von uns, überreagiert zu haben. Man kann aber nicht 24/7 achtsam oder empathisch sein. Irgendwann ist auch unser Energieakku leer. Dann reagiert man hin und wieder dünnhäutig. Das kommt vor und darf auch mal sein.

Du schluckst deine eigenen Gefühle runter / nimmst dich selbst nicht mehr ernst

Um Authentisch zu sein, ist es wichtig zu sich selbst, seinen Taten, aber auch Gefühlen zu stehen. Gefühle und Emotionen machen uns lebendig. Wenn man jetzt jedoch dauernd sich selbst runter macht oder sich Sätze sagt wie „Andere haben es viel schlechter als ich“ stellt man sich selbst in den Schatten. Langfristig untergräbt man damit seine eigene Persönlichkeit. Gleichzeitig fördert man damit sein eigenes schlechtes Gewissen, wenn es darum geht für sich und seine Bedürfnisse einzustehen. Dies ist ja auch eine Gaslightingstrategie – uns ein schlechtes Gewissen einzureden oder Schuldgefühle zu verursachen.

Du suchst nach Entschuldigungen für andere / setzt keine Grenzen

Oft handelt die Handlung des anderen mehr mit dem anderen zu tun, als mit uns selbst. Jedoch ist es nicht unsere Aufgabe, das Verhalten anderer stets und ständig zu erklären. Wenn uns das Verhalten einer anderen Person verletzt, dann dürfen wir das auch sagen. In diesem Falle ist es nicht sehr hilfreich, zuviel Empathie aufzubringen. Denn wer zuviel Empathie für andere hat, hat in der Regel viel zu wenig davon für sich selbst. Auch wenn Menschen dauernd ihre Versprechungen brechen oder unentschuldigt zu spät kommt, werden unsere Werte verletzt. Klar sollte man nicht zuviel von anderen erwarten, jedoch ist es ratsam, Rahmen zu setzen, an die sich andere richten können. Jedenfalls bringt es einem nicht, dauernd das Verhalten anderer zu erklären mit Sätzen wie „Der hat das sicher nicht so gemeint“. Und ein bewusster Mensch, entschuldigt sich für seine Fehler und gibt nicht anderen die schuld dafür.

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