Grandios–Maligner Narzissmus ist eine Extremform der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Gefährlicher geht kaum. Vor malignen (bösartigen) Narzissten kann man nicht genug warnen. Sie schrecken häufig nicht mal vor extremer körperlicher Gewalt zurück und können großen Gefallen daran finden, ihre Opfer regelrecht zu quälen.
Was ist Maligner Narzissmus?
Maligner Narzissmus ist eine Steigerung des Narzissmus hin zum Skrupellosen und Gemeinen. Man könnte fast sagen, er ist eine Extremform der bösartigen Narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Er kann als die Kombination einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, antisozialen Verhaltens mit hohem Aggressionspotenzial und einer Neigungen zur Paranoia gesehen werden. Experten schreiben diese Merkmale auch den Mitgliedern der dunklen Triade zu.
Maligner Narzissmus, auch als bösartiger Narzissmus bezeichnet, wurde von Erich Fromm im Jahr 1964 definiert. Das Verhalten bösartiger Narzissten beschreibt er als prahlerisch, antisozial und feindselig.
Erich Fromm war ein Psychoanalytiker, Sozialpsychologe und humanistischer Philosoph, der als deutscher Jude die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges miterlebt hat. Er sprach über etwas, das er für die fünfte Essenz des Bösen hielt. Mit einem bösartigen Narzissten Fahrstuhl zu fahren, ist wie ein Ritt in die Hölle. Maligne Narzissten zeichnen sich seiner Meinung aus durch folgende Anzeichen:
- Extreme Selbstbezogenheit: Maligne Narzissten sind äußerst selbstbezogen und haben ein übertriebenes Selbstwertgefühl. Sie halten sich für überlegen und erwarten, bewundert und bevorzugt zu werden.
- Mangel an Empathie: Diese Personen zeigen oft eine deutliche Unfähigkeit, sich in die Gefühle und Bedürfnisse anderer einzufühlen. Sie sind wenig oder gar nicht bereit, sich in die Lage anderer zu versetzen.
- Manipulation und Ausnutzung: Bösartige Narzissten neigen dazu, andere Menschen zu manipulieren, auszunutzen und zu kontrollieren, um ihre eigenen Interessen zu fördern. Sie nutzen Beziehungen aus, um Macht und Kontrolle auszuüben.
- Aggressives Verhalten: Sie können aggressiv, feindselig und rachsüchtig sein, insbesondere wenn sie sich kritisiert oder verletzt fühlen. Verbale oder sogar körperliche Gewalt ist möglich.
- Grandiosität und Größenwahn: Maligne Narzissten neigen dazu, sich selbst als einzigartig, besonders und überlegen zu betrachten. Sie glauben, dass sie nur von Gleichrangigen oder Menschen von gleichem Status verstanden werden können.
- Fehlende Verantwortlichkeit: Sie weigern sich oft, Verantwortung für ihr eigenes Verhalten oder die Folgen ihrer Handlungen zu übernehmen. Stattdessen suchen sie nach Schuldigen oder Entschuldigungen.
- Paranoia: Bösartige Narzissten können paranoid sein und glauben, dass andere Menschen gegen sie sind oder sie manipulieren wollen. Dies führt oft zu Misstrauen und Isolation.
- Zerstörerisches Verhalten: In einigen Fällen kann bösartiger Narzissmus zu extrem zerstörerischem Verhalten führen, sowohl gegenüber anderen als auch gegenüber sich selbst. Selbstverletzung oder das Zerstören von Beziehungen und Karrieren sind möglich.
- Sozialer Rückzug: Sie können sich in sozialen Situationen unwohl fühlen oder sich zurückziehen, da sie Schwierigkeiten haben, echte zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen.
Maligner Narzissmus: Der Grund für alles menschliche Übel?
Heutzutage gibt es in den Neurowissenschaften und der Psychologie unterschiedliche Definitionen und Erklärungen darüber, was das Böse ist und ob es „Das Böse“ überhaupt gibt, denn eigentlich ist es eine moralische Bewertung. Dennoch war Fromm ein Pionier auf diesem Gebiet, denn er war der Überzeugung, dass Maligner Narzissmus die Wurzel vieler schädlicher menschlicher Verhaltensweisen ist.
Beispiele für Personen mit bösartigem Narzissmus sind in der Öffentlichkeit oft kontrovers und umstritten. Einige berühmte Beispiele aus der Vergangenheit:
- Adolf Hitler: Der Diktator des Dritten Reiches wird oft als Beispiel für bösartigen Narzissmus angeführt. Sein Streben nach Macht und Kontrolle führte zu verheerenden Konsequenzen.
- Josef Stalin: Der sowjetische Führer wird ebenfalls oft mit narzisstischen Eigenschaften in Verbindung gebracht, da er brutal und manipulativ war.
- Kim Jong-un: Der nordkoreanische Machthaber wird häufig als Beispiel für einen aktuellen Führer mit narzisstischen Tendenzen genannt, aufgrund seiner autoritären Herrschaft und seines selbstherrlichen Verhaltens.
- Putin wird aufgrund seines persönlichen Rachefeldzuges gegen die Ukraine als maligner Narzisst betrachtet. Seine Beweggründe sind besonders niedrig.
Die Dunkle Triade: Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie
Die Dunkle Triade oder auch Dunkler Dreiklang (englisch Dark Triad) bezeichnet, ein Dreigespann von typischen Wesensmerkmalen extrem ausbeuterischer Personen.
Das Konzept der „Dunklen Triade“ wurde in der Psychologie in den letzten Jahrzehnten entwickelt und erforscht. Es handelt sich um eine Gruppierung von Persönlichkeitsmerkmalen, die in verschiedenen Studien und Forschungsarbeiten identifiziert wurden. Obwohl die genaue Herkunft des Begriffs nicht auf eine einzelne Quelle oder einen einzelnen Forscher zurückzuführen ist, hat sich das Konzept im Laufe der Zeit entwickelt und eine Bedeutung gewonnen.
Die ersten Anfänge des Konzepts können auf die Forschung von Psychologen wie Otto Kernberg und John Bowlby zurückgeführt werden, die in den 1960er und 1970er Jahren das Thema narzisstische Persönlichkeitsstörungen und Persönlichkeitsstörungen im Allgemeinen erforschten. In den 2000er Jahren begannen Psychologen, die Idee der „Dunklen Triade“ zu erforschen und zu entwickeln.
Die Dunkle Triade wurde in einer wissenschaftlichen Studie von Paulhus und Williams im Jahr 2002 umfassend beschrieben. In dieser Studie wurde das Konzept erstmals als ein Cluster von drei Persönlichkeitsmerkmalen vorgestellt. Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen diesen Merkmalen und verschiedenen unethischen oder problematischen Verhaltensweisen.
Seitdem hat die Forschung zur Dunklen Triade angenommen, und das Konzept wird häufig in den Bereichen der Persönlichkeitspsychologie, der Sozialpsychologie und der klinischen Psychologie verwendet, um das Verhalten und die Merkmale von Menschen mit diesen Eigenschaften zu verstehen. Allgemein meint man folgende Persönlichkeitsmerkmale:
- Narzissmus
- Machiavellismus
- Psychopathie (antisoziales Verhalten)
Die drei Persönlichkeitstypen unterscheiden sich in ihren insbesondere in ihren Motiven die ihr Handeln ausmachen.
Der Narzisst glaubt er sei etwas Besseres und dass ihm jeglicher Ruhm und Anerkennung über alle Maaßen zusteht. Ihm geht es vorrangig darum bewundert zu werden.
Der Machiavellist dagegen agiert hochgradig manipulativ und rücksichtslos. Er ist in Beziehungen sehr ausbeuterisch und nutzt seine Mitmenschen aus um seine eigenen Ziele zu erreichen. Er tritt dabei sehr heuchlerisch, unehrlich, extravertiert und opportunistisch auf.
Der Psychopath sieht seine Mitmenschen nur als Objekte, die dazu da sind, ihm zu dienen und seine Bedürfnisse zu erfüllen. Er agiert dabei sehr kaltbültig, weil ihm jegliches Mitgefühl oder Angstgefühl fehlt.
Manchmal wird auch von der dunklen Tetrade gesprochen. Dann kommt als Viertes der Sadismus dazu. Ein Sadist ergötzt sich am Leiden anderer, besonders, wenn er es verursacht hat. Zusammen genommen könnte man auch die dunkle Triade als maligner Narzissmus bezeichnen.
Grandioser maligner Narzissmus steht für die Narzisstische Persönlichkeitsstörung
In der ICD-10 steht der grandiose maligne Typus im Vordergrund, Man sagt dazu auch offener Narzissmus oder männlicher Narzissmus. Dieser Typus ist großspurig und im Umgang mit anderen bestimmt und dominant. Vielen grandiosen Narzissten gelingt es, in Beruf oder Gesellschaft einflussreiche Positionen einzunehmen. Aufmerksamkeit und Bewunderung ist diesem Typ wichtiger als Zustimmung
Für ihren eigenen Erfolg sind grandios maligne Narzissten bereit skrupellos über Leichenberge zu klettern, die sie auf ihrem Weg an die Spitze hinterlassen.
Kombiniert mit der emotional instabilen Persönlichkeit und der paranoiden Persönlichkeit, spricht man beim malignen Narzissmus von der gefährlichsten Krankheit der Welt.
Ursachen von malignem Narzissmus
Maligner Narzissmus äußert sich durch eine brutale und gefühllose Vorgehensweise. Diese Störung dürfte auf schwere Kränkungen in der Kindheit zurückzuführen sein. Die Erlebnisse, die der maligne Narzisst in seiner Kindheit gemacht hat, müssen derart schlimm gewesen sein, dass er das Gefühlsleben vollständig unterdrückt, um sich vor weiteren emotionalen Verletzungen zu schützen.
Pflegt man seine Gefühle nicht, kümmert man sich nicht um sie, so gehen sie verloren – sie verkümmern.
Marshall Rosenberg
Dies ist der Grund, weshalb der maligne Narzisst in Situationen, in denen Gefühle angebracht wären, keine zeigt.
Maligne Narzissten empfinden Gefühle als Schwäche. Deswegen zeigen sie fast nur negative Gefühle, wie Wut oder Verachtung. Auch neigen maligne Narzissten oft zu Mobbing, Schikane und schlimmstenfalls auch körperlicher Gewalt, wenn diese ihnen dabei hilft ihre Ziele durchzusetzen.
Maligner Narzissmus: Schwarz- Weiß denken ist Standard
Maligne Narzissten sind nicht in der Lage, etwas „feiner“ einzuschätzen, sondern verfallen schnell in extreme Kategorisierungen. Ihnen fehlt die Empfindungsfähigkeit: Entweder alles ist unübertrefflich oder alles ist schlecht – Abstufungen gibt es keine. Der maligne Narzissmus lässt nur Schwarz oder Weiß zu.
Maligne Narzissten sind extrem leicht verletzlich in ihrem schwachen Selbstwertgefühl. Aus diesem Grund leben sie ihre bösartigen Aggressionen ungeniert aus. In ihrer krankhaften Wut zerstören sie alles, was ihnen im Weg steht. Begleitet werden sie dabei nur von ihrer Wut, ein schlechtes Gewissen kennen sie nicht.
Eine Reihe von Merkmalen des malignen Narzissmus lässt sich anführen:
- Der maligne Narzisst ist primitiv in seiner Machtausübung. Er ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Gefühle für andere kennt er nicht.
- Er ist rücksichtslos, sadistisch, sprunghaft und herzlos.
- Die Suche nach Macht und Reichtum erscheint zwanghaft.
- Es existieren für ihn nur eigene Regeln und Gesetze. Allgemeine Sitten kennt er nicht. Es gilt allein das Recht des Stärkeren.
- Eine Moral kann er entwickeln, wenn er sich durch diese einen Vorteil erhofft.
- Er ist ungeduldig und aggressiv, wenn die Stimmung angespannt ist.
- Er zeigt keinerlei Verantwortungsbewusstsein oder Gewissen, wenn es darum geht, die Herrschaft einer Gruppe zu erlangen.
- Andere Menschen demütigt und entwürdigt er. Er zeigt einen ausgeprägten Neid.
- Er sieht in anderen böse und hinterhältige Menschen, da er Angst hat, diese könnten ihn vom „Thron“ stoßen.
- Er kann infolge eines sexuellen Missbrauchs durch seine Mutter zum Frauenhasser werden, der insbesondere Frauen niederträchtig und verachtend behandelt
Beispiele von malignem Narzissmus anhand einiger prominenter Persönlichkeiten
Viele Kriminelle und Verbrecher sind unter diesen bösartigen Narzissten zu finden, aber auch bekannte Führer und Diktatoren wie z.B. Nero, Hitler, Stalin, Attila.
Auch etliche Amokattentäter wie z.B. der Todesschütze von Erfurt wiesen Merkmale des malignen Narzissmus auf.
Grandios Maligner Narzissmus muss nicht zwangsläufig kriminell sein
Der bösartige Narzissmus findet sich nicht ausschließlich in kriminellen und zerstörerischen Taten, sondern ist auch im alltäglichen Leben zu entdecken. Auch sind maligne Narzissten in jeder gesellschaftlichen Schicht zu finden.
Im Alltag äußert sich der maligne Narzissmus sich zum Beispiel in erdrückendem Dominanzverhalten in der Partnerschaft, im beruflichen Umfeld oder in der Familie. Verhaltensweisen wie das Abwerten, Mobben, Intrigieren oder Schikanieren gehören zum Tagesprogramm. Wie schon angesprochen kann maligner Narzissmus auch in der dunklen Triade vorkommen.
Maligner Narzissmus und Empathie
Für eine toxische Beziehung braucht es jedoch nicht immer einen ausgeprägten Narzissten als Partner. Ähnlich wie manch andere einschneidende Erfahrung die einen Menschen nachhaltig traumatisieren kann, während sie für den anderen nichts Besonderes sind, hängt eine toxische Beziehung nicht nur vom Gegenüber ab sondern auch davon, wie es um die eigenen offenen Wunden und Resilienz steht. Narzissten können in Beziehungen nur da verletzen, wo bereits Verletzungen sind.
Hier leiden besonders empathische und hochsensible Menschen bereits stark unter mangelndem Einfühlungsvermögen und dem Egoismus des Partners, ohne dass dieser im klinischen Sinne Merkmale einer pathologischen Narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufweisen muss. Und auch wenn wir uns Mitgefühl von unseren Mitmenschen wünschen, erwarten können wir dies nicht. Und daraus schließen, dass nur maligne Narzissten kein Interesse an uns zeigen, wäre voreilig.
© Daniel Brodersen